Montag, 6. Mai 2013

Exkurs: Toskanische Küche

Heute sind wir relativ ziellos, weil nicht gut geplant und wegen Montag, in der Gegend herumgegurkt. Vormittags schauten wir uns das sehr schöne, aber toll erhaltene Mini-Kloster Torri an, ein wunderschöner Säulengang aus Backstein und gestreiftem Marmor. Danach fuhren wir nach Buoneconvento, aßen bei Mario zu Mittag, schauten uns unerlaubterweise auf dem Rückweg eine verfallene Burg an und verbrachten den verregneten Nachmittag "Daheim".
Deshalb komme ich endlich mal dazu, etwas zur toskanischen Küche zu schreiben. Eigentlich wollte ich das für jede Region machen (auch für mich selbst, zum Nachkochen), hab's aber nie hingekriegt. Das Essen hier in der Toskana ist ein recht Deftiges, die Zutaten kommen aus den Wäldern (Stein- und Korkeichen, Kastanien, Oliven, Wacholder, Lorbeer, Zypressen sind so die verbreitetesten Bäume) und natürlich von den fruchtbaren Feldern mit der dunkelroten Erde (Terracotta!).

Da man in Italien ja eigentlich immer mindestens drei Gänge gibt, werden also als Antipasti meistens die heimischen Käse- und Wurstspezialitäten angeboten. Neben Parmigiano und Pecorino ist das ein weißer Ziegenkäse, etwa wie Feta von der Konsistenz und toller Mozarella, den man ganz frisch essen muss. Zum Käse gibt es hier Marmeladen aus Zwiebeln oder Äpfeln, die süß und gleichzeitig scharf sind, finden wir superlecker. Schinken ist hier natürlich roher Parmaschinken und sehr würzige Salami, gern auch aus Wildschwein oder Schaf.

Der erste Gang (Primo Piatto) besteht hier aus Suppe, Risotto oder Pasta. Zuppa di Faro, eine Gerstensuppe, ist ein deftiger Eintopf mit Gemüse, Fleisch und eben Gerste. Die Pasta ist hier sehr oft wirklich hausgemacht, vor allem Tagliatelle und Pici. Pici sind dicke Spagetti oder Makkaroni ohne Loch und werden hier mit geriebenem Pecorinokäse und Pfeffer serviert. Wir möchten es nicht so besonders, ist aber hier eine regionale Spezialität. Eigentlich überall gibt es auch Pasta all'ragú, was eine Art Bolognese-Sauce ist, aber mit sehr klein geschnittenem Fleisch (kein Hackfleisch) und in jedem Restaurant anders. Auch Gnocchi mit Spinat, Ravioli mit Salbeibutter und Spaghetti Carbonara gibt es natürlich. Risotto ist hier auch sehr fein, zumal die Reisanbaugebiete der Emilia-Romana und von Umbrien nicht weit sind und der heimische Reis richtig gut schmeckt, der ist dicker und größer als "normaler" Reis, macht also gutes Risotto. Ans Risotto kommt dann, was eben gerade Saison hat, gestern Abend gab es Risotto mit jungen Trieben vom wilden Hopfen, der hier an Mauern wächst und einen sehr feinen Geschmack hat.

Als secondo piatto gibt es meist Fisch oder Fleisch, hier in der Gegend meist Fleisch, sehr oft Kaninchen, Wildschwein oder Kalb. Dazu gegrilltes oder geschmortes Gemüse, Artischockenherzen sind sehr beliebt, Bohnen, Erbsen oder einfach frischer Salat. Gestern Abend hatten wir zum Beispiel Kalbsschnitzel in Zitronensauce (Scaloppine al limone) und dazu einen Fenchelsalat mit Orangensauce (Orangen sind hier eigentlich immer Blutorangensaft...). Auch Hackbraten mit Ricotta und geschmorte Hühnerbeine sind typisch.

Das Dessert spielt hier nicht so eine große Rolle, eher isst man etwas Käse, vor allem aber gibt es einen cafe (was Espresso bedeutet). Speziell hier wird als Nachtisch ein Cantuccino mit Vin Santo gereicht: ein harter Mandelkeks, den man in einen Likörwein taucht. Der Wein heisst so, weil er hier in den Kirchen als Messwein genutzt wird :) Ansonsten gibt es natürlich fast immer auch Tiramisu (mit gelblicher Creme, weil die Eigelbe in Italien irgendwie viel gelber sind), Pannacotta, Profiteroles und so weiter.

Wein zum Essen, auch mittags, ist obligatorisch, schließlich sind wir hier im Weinmekka: Montepulciano, Chianti und Brunello kommen direkt von hier. Brot, Olivenöl (meist sehr sehr gut) und Wasser stehen auch immer auf dem Tisch, dafür stehen dann auf der Rechnung pro Person meist 1-3 Euro pro Person coperto drauf.

So, das war mein kleiner Exkurs zur toskanischen Speisekarte und jetzt folgen die Bilder des Tages :)













5 Kommentare:

Leandro hat gesagt…

Ach, wie schön Eure Toskana Erlebnisse und Fotos!!Da ich auch schon mal Urlaub dort gemacht habe, kommen gleich ganz viele Erinnerungen auf. Ich erlaube mir mal eine Empfehlung zu geben: östlich von Poggibonsi geht es direkt ins Chianti-Gebiet. Da heissen dann so ziemlich alle Orte irgendwas mit "in Chianti" oder so. Das sind zum Teil richtig niedliche Orte - die man sogar auf befestigten Strassen aufsuchen kann. In der Gegend kann man ganz entspannt durch die Landschaft crusen und sich einfach von Ort zu Ort treiben lassen. Wirklich nett da - zu mindestens in meiner Erinnerung... Außerdem würde ich gern versuchen, einen Erklärungsansatz für das Touri-Phänomen zu geben (ich arbeite bei einem Reiseveranstalter und bilde mir daher manchmal ein, über Insiderwissen zu verfügen...). Das ihr "erst jetzt" den Touri-Scharen begegnet, liegt hauptsächlich daran, dass ab Mai die Hauptreisesaison bei Busreisen beginnt, die Toskana das Busreiseziel schlechthin ist und der gemeine Busreisetourist sich nun mal am liebsten in warme Gegenden chauffieren lässt. Daher seit ihr auch bisher eher wenigen Touris begegnet - denen war es in Südtirol einfach noch zu frisch... Allerdings befürchte ich im Gegenzug, dass Euch die Horden Besichtigungswilliger nun immer öfter begegnen werden :o( Bei Bedarf kann ich auch noch eine Vermutung bzgl. des Auftauchens von Busgruppen an gänzlich unerwarteten bzw. scheinbar abgelegenen Orten liefern - aber heute soll es nun erstmal genug sein vom Erklärbär...

Anonym hat gesagt…

Wow, Leandro! Für einen Dreijährigen kennst Du Dich ja super aus in der Toskana ;) Danke für die Tipps! Poggibonsi ist tatsächlich nicht weit und die Chianti-Orte inklusive Besuch einer dortigen Enoteka stehen noch auf der ToDo-Liste, allerdings erst bei schönem Wetter, das ab Mittwoch angekündigt ist. Momentan ist es hier eher wie in Schottland: Nebelschwaden. Interessieren würde uns ja schon, wo die Touris noch so hingebracht werden... Verrätst Du's uns?

Anonym hat gesagt…

Nachtrag zum kulinarischen Exkurs. Heute Abend hat Ivano für uns gekocht: Schinken und Pesto mit Focacchio (Fladenbrot), Penne mit Fenchelkraut-Pesto und Pecorino, Involtini mit Spinat und Ricotta und Blumenkohl mit Oliven und Kapern, Bratapfel mit Zitrone.

Anonym hat gesagt…

Wir wünschen bitte dann mal zum authentischen Schmause eingeladen zu werden, wenn Ihr wieder da seid ;-)

Leandro hat gesagt…

Hey hey, ich bin schon 4!!! Da sollte man(n) sich so langsam mit den wichtigsten touristischen Zielen vertraut gemacht haben... Ach so, und wo ihr mit ganz großer Sicherheit noch auf zahlreiche Bustouristen treffen könnt ist natürlich in Florenz, Volterra, Pisa und Lucca. Und wenn ihr auch noch deren Schlafstätten aufsuchen wollt, dann fahrt unbedingt nach Montecatini Terme: Hotelkomplexe der allermodernsten Sorte ... ganz großes Kino!!! Viel Spaß dabei ;o)