Samstag, 4. Mai 2013

San Galgano, Monticiano und Montalcino

Heute haben wir das toskanische Land erkundet und sind wieder einmal mehr und weniger zufällig auf eine Menge spannende Dinge gestoßen. Der Plan war zunächst die Ruine der Abtei von San Galgano anzuschauen und wie wir dann spontan beschlossen zur gleichnamigen Kapelle zu pilgern, in der für uns völlig überraschend ein Schwert in einem Stein steckt. Das hat laut Heiligenlexikon ein Ritter da reingesteckt, weil er Vergewaltigung, Krieg und Fehde abschwören wollte und sich dem Glauben zuwandt. Geschwind wurde er darauf zum Heiligen Galgano gemacht und nach seinem Tod eine Kapelle um das Schwert herumgebaut. Die Gegend dort ist wunderschön, die romanische Kapelle und die Abtei ebenso.
Gewundert hat uns, dass alle unsere Reiseführer den Ort entweder gar nicht oder nur am Rande erwähnen, dort aber dann wie aus dem Nichts Busse mit Touris und Schulklassen auftauchten. Wir fragen uns, wo diese Touris sonst sind oder übernachten, denn wir haben sie, außer in San Gimignano, noch nirgends gesehen... Nach dem obligatorischen Obstfrühstück vor der Kapelle und dem Spaziergang zurück zum Auto fuhren wir nach Monticiano, ein Kaff in der Nähe, um Mittag zu essen. Nach kurzem Hin- und Herlaufen war klar, dass dort eher der Hund begraben liegt und wir entschieden uns für das einzige Lokal, dass Essbares anbot, die Enoteka Benedetto. Dort entschieden wir uns für ein kleines Degustationsmenü (4 rote Weine aus der Gegend zum Probieren mit Bruscetta und Käse, zu dem hier übrigens Honig und eine scharf-süße Apfelmarmelade gereicht wird), was eine super Idee war. Nicht nur, dass die Weine super waren, die Laune war hinterher auch noch besser :) Natürlich kauften wir ein paar Flaschen und konnten diese sogar zusammen mit unseren Käufen von Corteforte und Monferrato nach Jena verschiffen lassen. Viele Fliegen mit einer Klappe geschlagen!
Das Wetter war heute übrigens, ganz entgegen der Vorhersagen, wunderschön, wir hatten 28 Grad und einen herrlichen Sonnenschein.

Nach dem Mittag ging's beschwingt auf kurvigen Straßen durch die südliche Toskana, denn wir wollten nach Montalcino. Laut Reiseführer gibt's dort nix Großartiges zu sehen, aber in der Nähe ein schönes Kloster, in dem echte Mönche dreimal am Tag gregorianische Gesänge aufführen - klang spannend. Tja, unser Navi schickte uns dann auf einem extrem kurvigen, steilen und staubigen straßenähnlichem Weg Bergpfad, den es eigentlich gar nicht mehr gibt, nach Montalcino, weswegen wir nicht nur dreimal so lange brauchten (die Kinder machten derweil Mittagschlaf), sondern die selbst mit hochgebocktem Wartburg und Allrad eine echte Herausforderung darstellte und leider auch zwei  breite und tiefe Kratzer an der unteren Frontschürze des Autos hinterließ. Montalcino liegt auf dem höchten Berg der Gegend, verteilt auf einem Bergrücken und besitzt außerdem eine herrliche Burganlage, die so gut wie vollständig erhalten ist. Nachdem wir uns ausgiebig über den Autoschaden geärgert hatten, waren wir baff von der spektakulären Aussicht, der wunderschönen Burg und dem unheimlich romantischen Örtchen, in dem wir uns zuerst einmal ein Eis gönnten. Montalcino ist Weinkennern bekannt, denn ausschließlich von dort kommt der schwere Nobelwein Brunello. Entsprechend viele Enoteca-Läden gibt's dort, wir kosteten kurz ein Gläschen Brunello, aber unser Geschmack ist es nicht. Und 20 Euro für eine Flasche vom eher billigsten seiner Sorte ist dann doch bissel viel.

Beim Bummel durch das malerische Örtchen fiel uns ein Friseurladen mit original 60er Jahre Einrichtung mit einem Kreuzworträtsel ratenden Opi auf. Da wir schon seit längerem mit Der Junge  zum Friseur müssen, weil der arme Knopp unter seinen Locken so schwitzt, gingen wir rein und der Opi (wir schätzen so um die 80 war er) war tatsächlich der Barbier und schnitt langsam, aber gründlich unserem Der Junge  die Haare. Wie in einem alten Film, alle Utensilien waren jahrzehntealt, aber blitzesauber.

Anschließend gab es noch einen Kakao, einen weiteren kurzen Bummel und dann machten wir uns auf dem Heimweg. Für das Kloster war leider nicht mehr genug Zeit, aber Montalcino, die Burg und der Friseur waren wirklich die Reise wert. Für den Rückweg folgten wir dann doch eher den Straßenschildern statt dem Navi und kurvten durch die herrliche toskanische Landschaft, die um Montalcino bis Siena eine Bilderbuch-Kultur-Landschaft mit Zypressen, Olivenbäumen, Landgütern und Weinhängen ist und weiter nördlich bergiger und waldig wird. Mir war am Ende übel (vom Wein? von der Sonne? von den Kurven?), aber der Tag war herrlich.

San Galgano




Das Schwert im Stein


Enoteca Benedetto


Landschaft bei Montalcino
Burg in Montalcino

Burgtopf in Montalcino

Montalcino von oben



Brunello-Weine

Gasse in Montalcino




Römischer Legionär in Montalcino

zufällig Siena von Weitem gesehen





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